Der verfluchte Tischler – ein wahres Märchen

Auch bei BLC gibt es so manche Kuriositäten. Von einer möchten wir heute berichten und dieses leider viel zu wahre Märchen teilen. Was tatsächlich Wahrheit und was bloße Fantasie ist, das möge jeder Leser selbst entscheiden …

Der verfluchte Tischler

Es war einmal vor langer Zeit, als der Rhein im Winter noch kalt und klar durch das Düsseldorfe floss, eine tüchtige Geschäftsfrau mit ihren acht fleißigen Helferlein. Es trug sich zu, dass sich die Geschäftsfrau für ihre acht fleißigen Helferlein nur die allerbesten Arbeitsbedingungen wünschte. So gab sie neue Schreibtische bei einem gar gut angesehenen Tischler in Auftrag und fragte recht deutlich, wann mit eben diesen Tischen zu rechnen sei. Das Gewerk warte schließlich nicht. Der Tischler gab ihr herzlichst zu verstehen, die Tische seien in nur einer Mondphase fertig und stünden noch vor dem Ehrentag unseres Herrn für sie bereit. Das freute die Geschäftsfrau sehr und sie ging guten Gewissens zurück an die Arbeit.

Zur Prozessoptimierung wurden
alle Ergebnisse in einer ausgeklügelten
Mind-Map festgehalten

Doch der Tischler war kein gewöhnlicher Tischler und seine Zusage keine gewöhnliche Zusage. Und konnte das die tüchtige Geschäftsfrau wissen? Der Tischler wusste es ja selbst nicht! Hatte er doch, zwei Sommer waren seither verstrichen, den Auftrag bekommen, eine kleine Kommode für eine alte Frau von weit her zu restaurieren. In dieser kleinen Kommode befand sich eine spitz zulaufende Schublade mit doppeltem Boden und spiralförmigem Porzellanknauf. Öffnete man diese Schublade, ohne, dass man vorher den spiralförmigen Porzellanknauf drei Mal gerieben und sieben Mal mit einer Rabenfeder bestrichen hatte, wird der ungewollte Eindringlich auf sieben Sommer verflucht und sein Gedächtnis mit einem Holzwurm befallen. Und so geschah es und der Tischler konnte von dort an nicht mehr wissen, was er sagte und was er tat. Tragisch.

Doch von all dem wusste die tüchtige Geschäftsfrau nichts. Der Frühling zog ins Land und niemand sah oder hörte etwas von dem Tischler. Sie schickte ihre Boten zum Tischler, diese sollten doch erfragen, wie seine Arbeit stünde und wann mit der Lieferung zu rechnen sei. Die Boten kamen gar positiv gestimmt zurück, konnten sie der Geschäftsfrau doch berichten, die Tische seien „fast fertig“ und würden „noch im Laufe dieser Woche“ ausgeliefert werden. Trotz der nun bereits aufgekommenen Verspätung freute sich die Geschäftsfrau sehr, brauchte sie doch dringend die neuen Tische für ihre Helferlein.

Doch die Woche verging, der Monat verging, und niemand sah oder hörte etwas von dem Tischler. Da schickte die Geschäftsfrau ein weiteres Mal ihre Boten aus, mit der Bitte, die Tische doch gleich mitzubringen, falls der Tischler diese bereits fertiggestellt hatte. Doch die Boten kamen mit leeren Händen, dafür mit fröhlichen Gesichtern zurück. „Wieso habt ihr keine Tische dabei?“, fragte die Geschäftsfrau. „Der Tischler sicherte uns zu, er würde die Tische noch am nächsten Tage persönlich ausliefern, wir müssten uns damit nicht bemühen!“ Auch wenn die Geschäftsfrau nun enttäuscht war, hatte sie sich doch schon auf ihre Tische gefreut, verlor sie nicht ihre gute Laune und bedankte sich bei ihren Boten. Ob die Tische nun heute oder morgen kämen, naja, das sei ja nun auch egal.

Doch der nächste Tag verging, die Woche, der Monat, und niemand sah oder hörte etwas von dem Tischer. Da machte sich die tüchtige Geschäftsfrau selber auf, um einmal nach dem Tischler und seinem Gewerk zu schauen. Sie war ja selbst vielbeschäftigt und konnte sich nicht vorstellen, wie ein Tischler sein tägliches Brot verdiene, wenn er doch so unzuverlässig arbeite. Sie hatte doch bislang nur die allerbesten Töne über ihn gehört! Sie suchte also den Tischler auf seinem Hofe auf und fragte ihn, wie es um ihre Schreibtische stünde. Der Tischler war gar freudig überrascht die Geschäftsfrau zu sehen und lud sie prompt auf ein Glas Wein ein. Die Geschäftsfrau wollte jedoch weniger einen Wein als vielmehr ihre Tische, die seit einem Winter und einem Frühling überfällig waren. Der Tischler verstand das Ärgernis seiner Kundin nicht, war er sich doch sicher, die Tische seien schon so gut wie fertig und könnten noch in derselben Woche ausgeliefert werden. Die Geschäftsfrau verließ den Tischler mit der kleinen Hoffnung, er würde diesmal sein Wort halten.

Hier sieht man das
(nun nicht mehr verfluchte)
Tischlerlein bei der Arbeit.

Doch die Woche verging, der Monat und der ganze Frühling, und niemand sah oder hörte etwas von dem Tischler.

Der arme Tischler. War sein Kopf doch ganz zerfressen vom Holzwurm der verfluchten Kommode! Doch das konnte ja niemand wissen, am allerwenigsten er selbst. Nur das alte Wetterweib, dem die Kommode gehörte, ja die rieb sich ihre alten Runzelhände und lachte hämisch, als sie den Tischler bei der Arbeit beobachtete und die verärgerten Kunden ein-und ausgehen sah. Sie war sich sicher, die Lösung des Fluches war ausgeschlossen, musste doch ein einhörniger Frosch von einem blond gelockten Mädchen um die Mittagszeit 9 Mal in die Luft geworfen werden. Ja, das war also quasi ganz unmöglich. Und so saß das alte Runzelweib in ihrem Busche, rieb sich ihre Runzelhände und freute sich ihrer Bosheit.

Es war einem glücklichen, gar, man möchte fast sagen: magischen Umstand zu verdanken, dass an einem frühsommerlichen Tag ein blondgelocktes Mädchen den Weg hinabgelaufen kam. Sie trug ein Blumenkleid, blaue Spangenschuhe und pfiff fröhlich ihr Kinderlied. Auf ihrem Weg kam sie an einem Teich vorbei, die Sonne stand gar hoch am Himmel und eine Erfrischung, so dachte sich das Mädchen bei sich, täte ihr wohl gut. Mit den Füßchen im Wasser pfiff sie ihr Lied, ahnungslos, dass dieses den äußerst seltenen Einhornfrosch anlockte, der ausschließlich auf Pfiffe blondgelockter Mädchen reagierte. Er hüpfte aus seinem Versteck im Schilf und sprang an den Beinen des Mädchens hoch. Das Mädchen erschrak, freute sich jedoch so sehr über ihren neuen, tierischen Freund, dass sie ihn mit einem 9-fachen „JAWOHL!“ in die Lüfte warf, was dem Einhornfrosch sehr gut gefiel. (War doch die Perspektive von hier oben eine völlig neue Erfahrung für ihn).

Die Freude über das kleine Wunder
war sichtlich groß und wurde…

Nach dem 9. Wurf aber verdunkelte sich der Himmel. Die Wolken wurden lila und der Wind fing an, durch die Baumkronen zu pfeifen. Ein Strudel aus Blättern und Geäst bildete sich imposant über dem Waldboden und bewegte sich mit hoher Geschwindigkeit auf den Hof des Tischlers zu. Als er diesen erreichte, erschrak die Alte, wusste sie doch, dass das Unmögliche möglich geworden war und der Fluch nun vom Tischler direkt auf sie zurück getragen wurde. Und so geschah es. Der Strudel traf den Tischler, sog ihn auf, drehte ihn drei Mal rum, schleuderte ihn unsanft zu Boden und zog dann die Alte aus dem Gebüsch mit sich mit. Der Strudel mitsamt der Alten verschwand im Wald und man hörte nur noch ihre Schreie. Der Tischler, benommen von dem Vorfall, rieb sich den Kopf und blickte sich um. Hastig eilte er zu seinem Schreibtisch. Auf diesem lagen all seine Aufträge und keiner davon war erledigt! Wie konnte das sein? Er rieb sich nochmal den Kopf, stellte keine weiteren Fragen mehr und arbeitete Tag und Nacht durch, um all die liegen gebliebenen Aufträge möglichst schnell fertigzustellen. Und so geschah es.

…zur Feier des Tages mit einem Glas Champagner begossen.

Einen Mond nachdem der Fluch der Alten den Tischler verlassen hatte,  erreichte er das Haus der Geschäftsfrau, in der Kutsche zwei wunderbare Schreibtische, ja man sagt sich, die schönsten Schreibtische die je ausgeliefert wurden. Die Geschäftsfrau jubelte, hatte sie doch niemals an der Arbeit des Tischlers gezweifelt. (Naja. Eigentlich schon). Und der Tischler und die Geschäftsfrau und all ihre Helferlein tanzten und lachten und nahmen sich in die Arme. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann liebe Leute, dann freuen sich die Geschäftsfrau und ihre Helferlein noch heute.

 

 

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