Lokalisierung - localization - berns language consulting GmbH

Fluch der Mehrsprachigkeit: Websites einfach lokalisieren?

Mehrsprachige Websites sind in unserem globalen Dorf längst ein Muss. Flotte Fähnchen zur Sprachenumschaltung zieren Internet-Auftritte jeder Firma und Organisation, die etwas auf sich hält. Dahinter verbergen sich allzu oft lückenhafte, inkonsistente Übersetzungen mit Formatierungsungeschicken und fehlender Lokalisierung. Wie kann man das vermeiden? blc findet dieses Dauerbrenner-Thema interessant und hat ein paar Tipps parat.

Es ist nicht leicht, global zu sein

Website-Übersetzung und Lokalisierung wird oft in mühevoller Kleinstarbeit im jeweiligen Web-CMS (Content-Management-System für Web-Inhalte) erledigt. Warum funktioniert das oft mehr schlecht als recht? Dafür gibt es eine Reihe von Gründen. So bietet beispielsweise WordPress, eines der beliebtesten Web-CMS der Welt, von sich aus keine bequeme Möglichkeit zur Anlage mehrsprachiger Versionen. Entweder man entscheidet sich für eine Multisite-Installation oder lässt diese Funktionalität mithilfe eines Plug-ins erweitern. Solche Plug-ins werden sowohl kostenpflichtig (WPML) als auch kostenfrei (qTranslateX, Polylang) angeboten. Aber die eigentliche Übersetzung erfolgt dabei nach wie vor in den Back-End-Formularen, wobei man weder auf Translation Memories noch Termbanken zugreifen kann. Bei größeren Internet-Portalen mit einer Fülle an Inhalten und Funktionen ist es nahezu unmöglich, auf diese Weise die Konsistenz der Übersetzungen über alle Website-Bereiche hinweg aufrechtzuerhalten. Auch bei anderen Web-CMS-Anbietern wie Joomla, TYPO3 usw. ist die Situation ähnlich.

Global und konsistent, geht das?

Eine gängige Möglichkeit ist es, sämtliche zu übersetzende Inhalte aus dem Web-CMS zu exportieren (dazu werden Formate wie HTML, XML, CSV, PO, XLIFF usw. verwendet), diese extern zu übersetzen und dann wieder ins System zu importieren. Das geht über Export-Skripte (Up- und Download von Paketen) oder etwas eleganter direkt über APIs, die von Übersetzungssystemherstellern oder Agenturen angeboten werden. Der Vorteil ist, dass in beiden Fällen CAT-Tools und Terminologie-Ressourcen so in vollem Maß eingesetzt werden können. Der Nachteil ist, dass die Übersetzung losgelöst von der Oberfläche vorgenommen wird. In diesem Fall empfiehlt es sich, zumindest eine Korrekturschleife direkt im Content-Management-System einzubauen, wo sich etwaige FormatierungsPROBLEME oder fehlerhaffte Übersetzungen anschaulicher offenbaren.

Eine gute Lösung zur Website-Übersetzung und Lokalisierung soll einerseits eine tiefgehende Integration mit dem Web-CMS und andererseits die Verwendung von konsistenter Terminologie und Translation Memories ermöglichen. Es gibt zwar sehr viele verschiedene Ansätze, diese beiden Welten zusammenzubringen. Noch fehlt aber der ganz große Wurf…

Die beste aller möglichen Welten?

Einer der Lösungswege, der zum Beispiel von SDL eingeschlagen wurde, besteht darin, Web-CMS und CAT-Tools aus einer Hand anzubieten und so die größtmögliche Integration sicherzustellen. Web Content Management und Sprachtechnologie Hand in Hand – eine interessante Entwicklung auf dem Markt, die womöglich auch von anderen Toolherstellern aufgegriffen werden könnte. Doch dieses Thema verdient einer ausführlicheren Behandlung. Außerdem: Wenn man nicht vom vertrauten und schon liebgewonnenen Web-CMS umsteigen möchte, ist dies keine allzu verlockende Option.

Ein weiterer spannender Ansatz wird von dem cloud-orientierten Hersteller Text United verfolgt. Wir haben in einem unserer letzten Blogs berichtet, wie Web-Inhalte mithilfe des Overlay Translation Editor von Text United direkt in der graphischen Benutzeroberfläche übersetzt werden können. In der Zwischenzeit ist eine kostenfreie Chrome-Erweiterung erschienen, die ausschließlich für Website-Übersetzung gedacht ist. Bei der Übersetzung werden Ergebnisse sofort sichtbar und jegliche Längenbeschränkungen sind leicht einzuhalten. Bei größeren Absätzen kann zum erweiterten Editor gewechselt werden, in dem auch TMs und Glossare benutzt werden können.

Screenshot: Text United Webseiten-Übersetzung (Quelle: berns language consulting)

 

Es gibt außerdem die Option, die Seite vorher maschinell übersetzen lassen. Doch gerade im Kontext von Websites ist hervorzuheben: Maschinelle Übersetzung kann höchstens als Grundlage für die weitere Bearbeitung dienen. Ohne gründliches Post-Editing richtet sie unter Umständen mehr Schaden an, als sie Nutzen bringt. Was die Extension selbst angeht, ist sie eine schlanke und kostengünstige Lösung für kleinere Unternehmen oder auch für den Reiseblogger nebenan, der seine Zielgruppe durch eine englischsprachige Blog-Version erweitern möchte.

Kurzcheck für gute mehrsprachige und lokalisierte Websites

Eins steht fest: Damit mehrsprachige Websites wirksam sind, die Kunden überzeugen und so Geschäft generieren, sind professionelle und fehlerfreie Übersetzung sowie auf länderspezifische Bedingungen abgestimmte Lokalisierung unabdingbar. Was gilt es außer der Übersetzungsqualität noch zu beachten? Hier ein paar wichtige Punkte:

  • Kulturelle und gesetzliche Aspekte lokalisieren- ein Experte im Markt sollte prüfen, ob Inhalte für das jeweilige Land vor Veröffentlichung angepasst werden sollten.
  • Grafiken lokalisieren- sind alle Grafiken vorhanden und möglichst multikulturell geeignet, sind alle Beschriftungen lokalisiert?
  • Tags und Links – sind alle Tags lokalisiert und funktionsfähig und mit den Schlüsselwörtern abgeglichen? Führen alle Links dorthin, wo sie hinführen sollen?
  • SEO-Optimierung – Schlüsselwörter müssen auf unterschiedliche Suchmaschinen abgestimmt sein, z. B. Baidu für den chinesischen Markt oder Yandex für den russischsprachigen Markt.
Screenshot: Fertig übersetzte Webseite mit Text United (Quelle: berns language consulting)

 

Lange Rede, kurzer Sinn: Website-Übersetzung und Lokalisierung kann man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Und die Mühe lohnt sich! Wenn Sie weitere Tipps haben oder Ihre Erfahrungen teilen möchten, freuen wir uns auf Ihre Kommentare oder Nachrichten.

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