Leitfaden für Post-Editing? Ja!

Leitfaden für Post-Editing? Ja!

Sollte man seinen Post-Editoren einen Leitfaden zur Verfügung stellen? Warum? Und reicht ein Leitfaden für alle Texte? Was sollte drinstehen? Da uns bei blc der Prozess rund um maschinelle Übersetzung und Post-Editing nicht aus dem Kopf geht, widmen wir uns diesen Fragen in diesem Blogbeitrag.

In unserem Artikel Was macht eigentlich ein Post-Editor? ging es bereits um den Unterschied zwischen vollem und leichtem Post-Editing. Doch woher wissen wir, wann ein Post-Editing welchen Umfang haben muss?

Auf die erwartete Qualität kommt es an

Die Aussage „Dieser Texte benötigt ein volles Post-Editing“ ist leider bei weitem nicht genau genug.  Es ist wichtig, dem Post-Editor so viele Informationen wie möglich mitzugeben. Das können Informationen zum erwarteten maschinellen Übersetzungsergebnis sein oder zu typischen Fehlern, die beim Post-Editing auftreten können. Ebenso wichtig: Grundsätze und Methoden des Post-Editing und eine Beschreibung von Einsatzzweck und erwarteter Qualität des Textes nach dem Post-Editing zu übermitteln. Post-Editing Leitfäden dienen nämlich vor allem dazu, ein gemeinsamen Qualitätsverständnis zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer herzustellen.

So hängt die Erstellung eines Post-Editing Leitfadens auch von diesen beiden Hauptkriterien ab: 

  • Erwartete Output-Qualität der maschinellen Übersetzung
  • Qualitätserwartung des Auftraggebers an den post-editierten Text

Die Output-Qualität hängt maßgeblich von der eingesetzten Engine ab und wie gut sie trainiert wurde. Ein wichtiges Argument für das Durchführen von Post-Editing: Post-editierte Segmente eignen sich hervorragend für ein Retraining.

Die Qualitätserwartung an den post-editierten Text ist zwar grundsätzlich Geschmackssache des Auftraggebers. Idealerweise sollte die Qualität des fertig übersetzten Textes sich am Einsatz-Zweck einer Informationsart orientieren. Hierüber müssen sich Auftraggeber bei der Festlegung der gewünschten Zielqualität klar sein. Das ist nicht immer der Fall. Hier können Post-Editoren zu Beratern werden, indem sie gemeinsam mit dem Auftraggeber Qualitätserwartungen nachschärfen. Die folgenden Beispiele zeigen, wie stark die Qualitätserwartung an das Post-Editing vom Nutzen einer Informationsart abhängt.

Fit for purpose oder darf’s ein bisschen mehr sein?

Natürlich müssen Schulungsunterlagen sprachlich korrekt und sauber formatiert sein, denn sie werden häufig präsentiert, ausgehändigt oder weitergereicht. Diese Textsorte bringt den Anspruch auf qualitativ hochwertige Post-Editing Ergebnisse quasi mit sich.

Klar ist auch: Ein Support-Ticket, welches bei der schnellen Lösungsfindung unterstützen soll, ist zeitkritisch. Aus diesem Grund wird maschinelle Übersetzung hier bevorzugt eingesetzt und die sprachliche Finesse steht nicht im Vordergrund. Dennoch ist Post-Editing für diese Informationsart meist notwendig, um die korrekte Informationsvermittlung zu garantieren. Fit for purpose eben.

Was steht drin im Leitfaden?

Grundsätzlich enthält der Post-Editing Leitfaden Informationen zu gängigen Fehlern Maschineller Übersetzung in verschiedenen Informationsarten sowie Handlungsempfehlungen und Anweisungen, wie mit diesen Fehlerkategorien zu verfahren ist.

Bei der Gestaltung eines Post-Editing Leitfadens kann zwischen generischen und spezifischen Handlungsanweisungen variiert werden.

Beispiel für eine generischere Anweisung zur konsistenten Verwendung von Terminologie:

Korrigieren Sie jegliche falsche Benennung im Text und achten Sie auf die konsistente Verwendung des Vorzugsterms.

Beispiel für eine spezifischere Anweisung, die ein konkretes Sprachpaar und dessen linguistische Besonderheiten berücksichtigt:

Übersetzen Sie den Infinitivsatz „to be + Infinitiv“ mit Futur (EN – ES)

Leitfäden zeigen den Post-Editoren den Weg

Wie erstellt man einen Post-Editing Leitfaden und was ist zu beachten?

Bei der Erstellung von Post-Editing Leitfäden sollten prinzipiell folgende Aspekte berücksichtigt werden:

  1. Das Sprachpaar welches maschinell übersetzt wird
  2. Die eingesetzte MÜ-Engine, die dadurch zu erwartende MÜ-Qualität und damit einhergehende häufig vorkommende Fehlertypen
  3. Die Informationsart und ihr Zweck
  4. Die Zielgruppe des übersetzten Texts

Für unsere Kunden erstellen wir je nach Einsatzfall meist einen übergreifenden Leitfaden mit allgemeinen Aspekten des Post-Editing in der spezifischen Kundenumgebung sowie individuellere Leitfäden pro Informationsart (oder gebündelt in ähnliche Informationsarten) mit Berücksichtigung von Besonderheiten der Sprachpaare in terminologischer, struktureller und linguistischer Hinsicht.

Bei der Erstellung von Post-Editing Leitfäden für unsere Kunden gehen wir ganz konkret so vor:

  1. Ermittlung der Qualitätsanforderungen des Kunden
    • Wie: Analyse der Informationsarten und deren Nutzen
  2. Ermittlung des Qualitätslevels der Ergebnisse der MÜ pro Sprachpaar
    • Wie: Maschinelle Übersetzung eines repräsentativen Beispieltexts (pro Textsorte) und Analyse der Fehlertypen
  3. Erstellung der benötigten Post-Editing Leitfäden gemäß Analyseergebnisse

Und wie sieht’s bei Ihnen aus?

Sind Sie noch nicht so ganz zufrieden mit Ihren MÜ-Ergebnissen oder haben Sie vor einen MÜ-Prozess mit Post-Editing einzuführen? Möchten Sie Ihren Kunden MÜ- und Post-Editing-Leistungen anbieten?

Wir unterstützen Sie bei Ihren Vorhaben und helfen pragmatisch und schnell, einen erfolgreichen Post-Editing Prozess aufzusetzen. Und natürlich optimieren wir auch Ihre existierenden Übersetzungs-Engines und finden die richtige Maschinelle Übersetzungsumgebung für Ihren individuellen Einsatzfall.

Damit Ihre maschinell übersetzten Texte immer den Nagel auf den Kopf treffen!

Beitragsbild: Amirali Mirhashemian, Unsplash

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