Eigentlich würden wir jetzt gerade mit Champagner auf der tekom anstoßen! Worauf? Auf das 15-jährige Bestehen von berns language consulting! Das lässt mich in Erinnerungen schwelgen: Ist es wirklich schon 15 Jahre her, dass ich mich selbständig gemacht habe? Absolut! Und ich müsste lügen, wenn es nicht auch Momente gab, in denen ich es verflucht habe.
Aber viel häufiger waren die Momente der Freude, des Erfolgs und der Zufriedenheit. Und damit meine ich nicht nur erfolgreiche Projektabschlüsse (die es reichlich gab). Sondern die gemeinsame Weiterentwicklung von Leistungen, Ideen, Prozessen mit dem berns language consulting-Team. Ohne ‚meine Leude‘ wäre das nicht möglich gewesen: Neue aber auch erfahren Kollegen, die Neues eingebracht und blc und uns alle damit weiterentwickelt haben. Und auch wenn ich mich sehr ungern von liebgewonnenen Menschen, Systemen und Vorgehensweisen verabschiede, manchmal musste auch das sein. Und das hat uns geprägt und weiterentwickelt.
Aber wie fing alles an?
In einem Trainingslehrgang für angehende Führungskräfte bei BMW: Dort war einer der Trainer selbständig und berichtete aus seinem Arbeitsleben. Und am Nachmittag, bei einer Tasse Kaffee in gemütlicher Runde, fragte ich den Trainer neugierig: „Wie weiß man eigentlich, ob man für die Selbständigkeit taugt?“ und er sagte trocken: „Indem man sich selbständig macht.“ Sicherlich etwas verkürzt aber nicht ganz falsch.
Der erste Stupser in Richtung Selbständigkeit kam, nachdem ich eine Weile bei BMW als Teamleitern tätig war. Es gab einfach keine unabhängigen Berater für Übersetzungsprozesse, obwohl ich welche einsetzen sollte. Das Thema ließ mich nicht mehr los. Irgendwann sprach ich meinen Abteilungsleiter an, ob er glaube, dass ich für die Selbständigkeit tauge. Er sagte: „Das kann ich mir gut bei Ihnen vorstellen, die Einstellung passt.“
Auf in die Selbstständigkeit? Es gab auch andere Stimmen
Einige, vorrangig weibliche Stimmen sahen das ganz anders. „Das klappt doch nie!“, „Warum willst du bei BMW kündigen, bist Du verrückt?“ – um nur einige zu nennen. Bei der Gründung des Kleinunternehmens ergaben sich weitere Hürden, wie z. B. der Beamte der Stadt München, der mich fragte: „Ja, wos moch’ns denn in der Zeit, in der Sie arbeit’n mit dem Bub’m?“ Sprich: Ich musste eine Betreuung für meinen damals 8 Monate alten Sohn Moritz nachweisen, sonst hätte ich keine Unterstützung zur Existenzgründung erhalten. Auf meine Frage: „Müssen frischgebackene Väter das eigentlich auch nachweisen?“ bekam ich keine Antwort.
Zum Glück standen meine Familie und allen voran mein Mann immer hinter der Firmengründung und haben mich stark unterstützt, sowohl moralisch als auch mit Rat und Tat. Das ist Gold wert und nicht selbstverständlich (Danke, Axel ????).
Gegenwind gibt’s immer
Auch nach der Gründung wurden meine Grenzen als Frau, Mutter und Selbstständige immer wieder getestet. Ein IT-Leiter eines großen Konzerns fragte mich nach einem erfolgreichen Pitch, ob ich Kinder hätte und als ich das bejahte, wie ich denn das schaffen könne, so einen Job, mit zwei Kindern. Ich konterte spontan mit: „Na, die werden im Keller angebunden, bei Wasser und Brot.“ – und bekam den Auftrag! Klar, das hätte auch schief gehen können, aber Humor hilft zuweilen weiter. Den Witz mache ich auch heute immer mal wieder, ein kleiner Versuch der Rebellion im Kampf gegen die Windmühlen des klassischen Frauenbildes. Man möge es mir nachsehen.
Last but not least
Ich bin auch nach 15 Jahren immer noch sehr gerne selbständig und mache mein Ding, mit meiner Firma, meinen Themen, meinen Leuten. Und unseren Kunden scheint das zu gefallen. Deshalb: Danke für 15 spannende Jahre an alle lieben Kunden, Kollegen, Ex-Kollegen, Freunde, Fans und an meine liebe Familie, die den Irrsinn immer noch mitmacht (und mich in meinem Irrsinn toleriert).
Und weil ich die tekom seit über 20 Jahren besuche, noch länger als berns language consulting existiert, freue ich mich ganz besonders darüber, dass wir in diesem Jahr am digitalen tekom-Experiment teilnehmen. Mit unserem digitalen Messestand und einem wunderbaren Vortrag von Jenny Seidel zu einem meiner Lieblingsthemen ‚Ontologien für Millionen‘.
Schaue Sie doch vorbei, treffen Sie uns digital auf der tekom, kommen Sie zum Vortrag und bleiben Sie uns auch weitere 15 Jahre und mehr gewogen!
Auf weitere tolle 15 Jahre! Und den Champagner, den holen wir natürlich nach!
Ihre Kerstin Berns