In der technischen Dokumentation ist die Zeit knapp und der Redakteur froh über jedes rechtzeitig fertiggestellte Modul. Die Korrektur sprachlicher Fehler wird daher oft als „zweitrangiger Feinschliff“ abgetan. Doch genauer hinschauen lohnt sich! Wenn sich die Fehler über viele Module fortpflanzen und durch Fehlerkorrektur, versäumte TM-Matches und erhöhtes Rückfragenmanagement die Übersetzungskosten drastisch ansteigen – dann wird die Fehlervermeidung plötzlich sehr interessant!
blc kümmert sich in verschiedenen Qualitätsprojekten um die Einführung von Autorenprüfsystemen, das Feintuning der Systeme und die aktive Qualitätsprüfung, um so die Qualität in den Ausgangssprachen gemeinsam mit dem Kunden zu erhöhen.
Warum ist Ausgangsqualität kein zweitrangiger Feinschliff?
Wer nicht bereits an der Quelle Wert auf eine hochrangige Qualität liegt, kann keine erstklassige Übersetzung erwarten. Die Übersetzung ist nur so gut wie der Ausgangstext.
Studien belegen die Wichtigkeit von ausgangssprachlicher Qualität für die Übersetzung[/caption]
Spitzt sich das Szenario noch weiter zu, so können Übersetzungsfehler, die durch fehlerhafte Ausgangstexte entstehen, zu Fehlanwendung beim Endnutzer und somit zu lebensbedrohlicher Gefahr führen.
Aber einmal abgesehen von der schlechten Qualität, die in den Zielsprachen droht, kann ein mangelhafter Ausgangstext auch viel Zeit und bares Geld kosten:
- Fehlerkorrektur Ausgangssprache: Fehler in der Ausgangssprache müssen irgendwann korrigiert werden. Bis der Fehler entdeckt wird, hat er sich womöglich schon in 10 Dokumente fortgepflanzt. Die Folge ist, dass jedes Vorkommen korrigiert werden muss. Das kostet Zeit und Arbeitskraft.
- Fehlerkorrektur Zielsprachen: Wenn der Fehler erst entdeckt wird, wenn die Übersetzung bereits läuft (oder gar danach), können Folgefehler in den Zielsprachen entstehen (z.B. bei falsch verwendeter Terminologie). Die Fehler in den Zielsprachen zu finden und auszumerzen, kostet ebenfalls Zeit, Arbeitskraft und zusätzlich Korrekturkosten beim Dienstleister.
- Fehlerkorrektur TM: Hinzu kommt, dass der Fehler in Ausgangs- und Zielsprache im Translation Memory abliegt. Dies verunreinigt die Datenbank und resultiert in unsauberen Matches. Die Korrektur der Datenbank nimmt zusätzliche Ressourcen in Anspruch.
- Weniger TM-Matches: Wird der fehlerhafte Ausgangstext in die Übersetzung eingesteuert, können wertvolle Translation Memory Matches verloren gehen, weil mögliche Übereinstimmungen in der Übersetzungsdatenbank wegen des Fehlers nicht mehr gefunden werden. Das Spiel kann man aber auch umdrehen: Wird der Fehler im Nachhinein korrigiert, werden bei der korrigierten Folgeversion wieder Matches verloren gehen, weil der ursprüngliche Fehler im Translation Memory abliegt und für einen Abgleich nicht in Frage kommt.
- Mehr Rückfragen: Wenn der Fehler erst während der Übersetzung entdeckt wird, entstehen Rückfragen von den Übersetzern. Diese müssen bearbeitet und beantwortet werden, was bei großen Dokumenten und hoher Fehleranzahl erheblichen Aufwand bereiten kann. Zudem können dieselben Rückfragen von unterschiedlichen Zielsprachen-Übersetzern und bei einer dokumentübergreifenden Multiplikation der Fehler zu unterschiedlichen Dokumenten eingehen.
- Reklamationen: Wird der Fehler erst in den Märkten entdeckt, entstehen Reklamationen, die ebenfalls teuer werden können.
- Multiplikation: Das Ganze lässt sich multiplizieren mit der Anzahl der betroffenen Sprachen und Dokumente.
Es gibt also viele gute Gründe, sich einmal mit dem Thema „Qualitätssicherung in der Ausgangssprache“ zu beschäftigen:
Risiken einer fehlenden Qualitätssicherung in der Ausgangssprache für Übersetzer und Auftraggeber.
Häufige Fehlerquellen
Die meisten Fehler in der Ausgangssprache sind „Schludrigkeitsfehler“. Die Zeit ist immer knapp, egal in welcher Abteilung Texte geschrieben werden. Eigentlich hätte das Dokument schon gestern im Druck sein sollen. Kein Wunder also, dass hin und wieder ein Fehler in den Text rutscht, wenn die Finger schneller tippen, als das Auge sehen kann. Es geht hier auch gar nicht darum, zu kritisieren, dass sich die Autoren nicht genug Zeit für ihre Texte nehmen. Im Gegenteil soll vielmehr Verständnis für ihre Situation gezeigt und alternative Wege vorgestellt werden.
Terminologie
Im Rahmen verschiedener Stichproben, die wir in unseren Kundenprojekten durchgeführt haben, konnten wir immer wieder feststellen, dass das größte Fehlerpotenzial hier liegt: Terminologie.
Abgestimmte und aufbereitete Firmenterminologie bereitzustellen, ist schon einmal ein guter erster Schritt. Aber das heißt noch lange nicht, dass die Terminologie auch von den Autoren verstanden und genutzt wird. Oft verwenden die Autoren intern ganz andere (meist kürzere) Benennungen oder ihr individuelles Sprachgefühl sagt ihnen, dass der Term eigentlich anders geschrieben wird als vorgegeben. Und im Firmenglossar nachzuschlagen, dafür ist leider nur selten Zeit. Am Ende der Prozesskette bedeutet falsch verwendete Terminologie jedoch, dass die Terminologie-Erkennung im System des Übersetzers nicht anschlägt und/oder er eine Übersetzung wählt, die nicht der abgestimmten Terminologie-Übersetzung im Terminologie-System entspricht. Das führt dann wieder zu Reklamationen in den Märkten oder Missverständen beim Anwender.
Rechtschreibung und Grammatik
Der Klassiker schlechthin: Was passiert, wenn man unter Zeitdruck einen Text schreiben muss? Genau, man vertippt sich. Und die deutschen Kommaregeln sind sowieso schwer durchschaubar, ganz zu schweigen von korrekten Partizipkonstruktionen oder richtiger Infinitivverwendung. Man darf auch nicht vergessen, dass Technische Redakteure oder Marketing-Spezialisten oft keinen linguistischen Hintergrund haben. Sie können es also oft de facto nicht besser wissen. Trotzdem kann ein fehlendes Komma den Sinn eines Satzes komplett verändern oder ein Tippfehler das Fuzzy-Matching negativ beeinflussen.
Übersetzungsgerechtes Schreiben
Dann gibt es noch eine Reihe von Problemen, die nicht so sehr mit sprachlichen Fehler als vielmehr mit der Verarbeitbarkeit im Übersetzungssystem zu tun haben. Ausgeblendete Inhalte in Powerpoint oder Excel werden zum Beispiel je nach Einstellungen im System importiert und übersetzt, obwohl sie eigentlich ausgeschlossen werden sollten. Harte Umbrüche oder Verbklammern (z.B. bei Aufzählungen) können im System zu einer Zersplittung des Satzgefüges in mehrere Segmente und so zu zerhackstückelten Sinneinheiten führen. Und viele Unternehmen nutzen benutzerdefinierte Möglichkeiten, bestimmte Inhalte vor Übersetzung zu schützen (z.B. den Markennamen) – wenn dieser individuelle Schutz falsch gesetzt wurde, kann zu viel oder zu wenig Text am Ende unübersetzt bleiben.
Beispiel für falsch segmentierte Sinneinheiten
Was kann man tun?
Das Gute ist: Der Autor muss nicht alles selbst merken. Es gibt Systeme (sogenannte Autorenprüfsysteme), die ihm eine ganze Reihe von Prüfungen abnehmen. So wird z.B. die Rechtschreibung und Grammatik gemäß anerkannter Richtlinien (z.B. Duden, tekom) geprüft. Auch die korrekte Verwendung von Terminologie oder firmeneigene Stilregeln (Corporate Language) können in einem solchen Prüfsystem abgebildet werden. Am besten ist es, dafür bereits im Voraus ein Styleguide und Redaktionsleitfäden aufzusetzen. Das unterstützt den Autor auch bei seiner Arbeit.
Zusätzlich dazu kann ein Authoring Memory Textbausteine in der Ausgangssprache ausgeben, die in einer Vorgängerversion schon einmal verwendet wurden. Das steigert zum einen die Konsistenz der Dokumentationen, zum anderen spart es aber auch Geld in der Übersetzung, da durch identische Ausgangssegmente höhere Vorübersetzungsergebnisse erreicht werden.
Die meisten Autorenprüfsysteme und Authoring Memories lassen sich über Plugins und APIs spielend in die Erstellsysteme integrieren, sodass der Autor nicht in ein anderes Tool wechseln muss, sondern stattdessen beim Schreiben unterstützt wird.
Prüfung bei Acrolinx & Authoring Memory bei www.congree.com
Kurz zusammengefasst
Mithilfe von Qualitätssicherung in der Ausgangssprache können Sie zahlreiche Verbesserungen erzielen:
- Große Einsparungen durch eine frühzeitige Aufdeckung von Fehlern und gesteigerte Produktivität
- Einsparpotenzial wächst enorm mit steigender Sprachenanzahl
- Weniger Reklamationen und dadurch weniger Zeitverzögerungen aufgrund von Korrekturen und Rückfragen
Wir unterstützen Sie dabei, den geeigneten Prozess für Ihre Ausgangssprachqualität aufzusetzen, ein geeignetes Prüfsystem auszuwählen und dieses nach Ihren individuellen Bedürfnissen zu konfigurieren!