Zu einem guten, begriffsbasierten Terminologiemanagement gehören die fachliche Abstimmung, die Erstellung einer Definition und die einheitliche Festlegung von Vorzugsbenennungen. Doch um Begriffe vollumfänglich zu erfassen, ist es unerlässlich, die Beziehungen zu benachbarten Begriffen zu verstehen und festzuhalten. Zur Darstellung der Begriffsbeziehungen dienen Begriffssysteme (oder „Concept Maps“) mit Begriffen als Knoten und Begriffsbeziehungen als Linien. Aber was heißt eigentlich „Begriffe stehen in Beziehung“ und welche Begriffsbeziehungen gibt es?
Hierarchische und nicht-hierarchische Begriffsbeziehungen
Grundsätzlich lässt sich zwischen hierarchischen und nicht-hierarchischen Beziehungen unterscheiden. Zu den hierarchischen Begriffsbeziehungen zählen vor allem die generische Begriffsbeziehung und die partitive Begriffsbeziehung. Die hierarchischen Beziehungen machen im Bereich des Terminologiemanagement den größten Teil der Begriffsbeziehungen aus. Dennoch sind auch die nicht-hierarchischen Begriffsbeziehungen essenziell, um ein Themenfeld vollumfänglich zu erfassen. Nicht-hierarchische Begriffsbeziehungen sind z. B. funktionelle Beziehungen und instrumentelle Beziehung.
Beispiele für hierarchische Begriffbeziehungen
Generische Begriffsbeziehung: Auto ist ein Fahrzeug
Partitive Begriffsbeziehung: Motor ist ein Teil von Auto
Beispiele für nicht hierarchische Begriffsbeziehungen
Funktionelle Begriffsbeziehung: Verbrennung ist eine Funktion von Verbrennungsmotor
Instrumentelle Begriffsbeziehung: Kraftstoff wird benötigt für Verbrennung
Wie helfen Beziehungen in der Terminologiearbeit?
Wie in so vielen Bereichen des Lebens kann auch bei der Terminologiearbeit Vitamin B vieles erleichtern. Einige Terminologiesysteme bieten die Funktion zur Erstellung von Begriffssystemen parallel zur Terminologiearbeit. Dadurch können Begriffe gleich bei der Aufnahme ins Terminologiesystem in Beziehung zueinander gesetzt werden. Dies erhöht die Qualität der Terminologiedatenbank, weil die Zuordnung von Ober- und Unterbegriffen eine explizite und fachlich korrekte Definitionserstellung ermöglicht. Außerdem erleichtern Begriffssyteme die Abstimmung neuer Terminologie, weil dem Terminologiezirkel die Begriffe im Kontext vorgelegt werden, was die Bewertung erheblich erleichtert. Zu guter Letzt unterstützen Begriffssysteme das Wissensmanagement, weil die Nutzer der Terminologiedatenbank die Begriffe in Beziehung erheblich schneller und genauer erfassen können.
Mit Ontologien verstehen sogar Maschinen Beziehungen
Die Erfassung von Beziehungen zwischen Begriffen hilft nicht nur bei der Terminologiearbeit, sie eröffnen auch den Weg ins semantische Netz. Die Umwandlung von Begriffssystemen in Ontologien ermöglicht, dass nicht nur der Mensch, sondern auch die Maschine die Zusammenhänge zwischen den Begriffen verstehen kann. Mithilfe von Ontologien „versteht“ die Maschine den Menschen, z. B. beim Einsatz von semantischen Anwendung wie Chatbots oder Sprachassistenten. Wenn der Mensch auf dem Fahrersitz sagt: „Ich erfriere!“, versteht der Sprachassistent im Auto, dass er die Heizung höher stellen soll. Dies passiert, indem er das Verb „erfrieren“ in der Ontologie in Zusammenhang mit der Maßnahme „heizen“ bringt.
Fazit: Beziehungen machen unabhängig
Je mehr das Begriffssystem ausgebaut wurde und je mehr Begriffsbeziehungen gepflegt werden, desto besser lässt sich ein Fachgebiet erfassen. Das gilt nicht nur für Menschen, sondern auch für Maschinen. Eine sorgfältige Terminologiearbeit mit Einsatz von Begriffsbeziehungen ermöglicht die vielfältige Wiederverwendung von errungenem Wissen und macht semantische Anwendungen „selbstständig“. Welche Beziehungstypen im Einzelnen relevant sind, ist abhängig vom Anwendungsfall. Was jedoch immer gilt: Eine vorausschauende und gewissenhafte Auswahl der Beziehungstypen beim Aufbau der Begriffssysteme lohnt sich von Beginn an.
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