Synergien zwischen Terminologie und Ontologie – meine Masterarbeit

Im letzten März bin ich als Masterandin zu blc gestoßen. Das Ziel: bis Oktober eine Masterarbeit über die Synergien von Terminologie und Ontologien verfassen. Und auch, wenn ich keine Masterandin mehr bin, sondern blc nun in Vollzeit tatkräftig im Bereich Translation und Terminology Management unterstütze, lässt einen das Thema doch nicht ganz los. Es war schließlich 6 bis 7 Monate mein ständiger Begleiter.

In diesem Blog werde ich also ein wenig mehr über mein Thema erzählen und warum es so relevant wie nie ist. Denn: Synergien zwischen Terminologie und Ontologie sind nicht nur etwas für die Theoretiker unter uns. Nein, auch in der Praxis können Sie diese Synergien effizient für sich nutzen.

Aber erstmal auf Anfang

Der Titel: ‚Synergien zwischen Terminologie und Ontologie im Zeitalter des Semantic Web – Einfluss und Bedeutung terminologischer Strukturen im Ontologiemanagement‘. Uff… da könnte man sich schon ein bisschen erschlagen fühlen. Vielleicht gerechtfertigt, wenn man bedenkt, dass ich zu diesem Thema einen kleinen Roman von knapp 160 Seiten verfasst habe :-D. Widersprechen muss ich aber trotzdem, einfach weil es so spannend war.

Gerade im heutigen Zeitalter der Digitalisierung und Automatisierung, nimmt die Bedeutung und Relevanz von Terminologie und auch von Ontologien immer mehr zu. Stichwort: meistens getrennt voneinander. Und genau dort habe ich angesetzt, denn Terminologie und Ontologien stehen mehr in Wechselwirkung zueinander, als man vielleicht denkt. Die spannende Frage dabei war aber, wo und wie genau kommen diese beiden Disziplinen zusammen? Wo befinden sich Synergien zwischen zwei Disziplinen, die vorrangig getrennt voneinander betrachtet werden, und deren Wechselwirkung erst seit ein paar Jahren genauer untersucht wird? In meiner Masterarbeit bin ich genau diesen Fragen auf den Grund gegangen, und habe ontologische Prozesse und eine Ontologie selbst auf vorhandene oder fehlende terminologische Einflüsse hin untersucht.

Nutzen von Terminologie

Terminologie ist heutzutage aus vielen Bereichen nicht mehr wegzudenken. Gerade die Übersetzungsbranche, die Technische Redaktion aber auch Abteilungen wie Marketing und Vertrieb setzen immer mehr auf eine einheitliche Terminologie und damit auf eine gemeinsame Corporate Language. Denn: ohne die einheitliche Verwendung von Sprache, also auch von Terminologie, ist Kommunikation frei von Missverständnissen kaum möglich. Darüber hinaus kann sich das Fehlen einer akzeptierten Terminologie auch auf die Wirtschaftlichkeit ausschlagen. Hier entstehen Probleme wie beispielsweise Qualitätsverlust in Übersetzungen, Verständnisprobleme bei Betriebsanleitungen oder auch Kommunikationsprobleme zwischen Unternehmen und Kunden.

Die Einigung und schließlich auch die Verwendung einer einheitlichen Terminologie verhindert diese Probleme und entwickelt sich schnell zum Wettbewerbsvorteil für viele Unternehmen, nicht nur in der internen Firmenkommunikation, sondern auch im Hinblick auf die Marktposition.

Nutzen von Ontologien

Ontologien gewannen, als ursprünglich der Philosophie entnommenes Konzept, erst in den Neunzigerjahren des 20. Jahrhunderts Einzug in die Informatik und sind heute, als Teilgebiet der Künstlichen Intelligenz (KI), eine der größten Standsäulen des Wissensmanagements und des Semantic Web. Grob gesehen dienen sie dabei vor allem der Verbesserung der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine, da sie Informationen in einer Art und Weise zur Verfügung zu stellen, die deren Verarbeitung durch Maschinen ermöglicht.

Dieser Punkt war auch für meine Masterarbeit sehr wichtig. So nehmen Ontologien, sagen wir, terminologische Daten und verwenden diese gezielt in einem maschinenlesbaren Format weiter. Bauen Ontologien also direkt auf klar definierter und akzeptierter Terminologie auf, können sie Wissen effizient ordnen und verbreiten. So können auch Marketing und Vertrieb durch semantische Anwendungen, die auf Ontologien zurückgreifen, angekurbelt werden.

Einsatz von Ontologien

Aber wie genau kurbeln Ontologien denn die Arbeitspraxis an? Damit Sie ein Gefühl für mögliche Anwendungsgebiete bekommen, nenne ich hier einige der interessantesten, die ich auch in meiner Masterarbeit betrachtet habe. So stellen zugrundeliegende Ontologien beispielsweise bei folgenden Gebieten eine große Hilfe dar:

  • Chatbots im Kundensupport,
  • Fahrassistenzsysteme im Fahrzeug,
  • Semantische Suchen in Webshops,
  • Wissensbasierte Beratungs- und Assistenzsysteme.

Das ist aber natürlich noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. Jedes Unternehmen kann Ontologien auf andere Weise effizient für sich nutzen (etwas, bei dem wir Sie sehr gerne beraten!).

Synergien: Wo denn genau und was bringt es denn nun?

Wenn ich beim Verfassen meiner Masterarbeit eines gelernt habe, dann, dass es zwischen Terminologie und Ontologien weit mehr Zusammenhänge gibt, als man geahnt hätte. Leider auch zu viele, um sie hier alle zu nennen, ein paar dürfen hier aber ja natürlich nicht fehlen! So fällt zum Beispiel direkt auf, dass sich die jeweiligen Hauptbestandteile der Terminologie und Ontologie gegenseitig entsprechen. Klassen, Instanzen und Properties in Ontologien sind die jeweiligen Gegenstücke von Allgemeinbegriffen, Individualbegriffen und Relationen in der Terminologie. Das ist aber nur die Spitze des Eisberges, geht man noch tiefer in die Struktur, erkennt man auch in der formalen Repräsentation viele Elemente, die beispielsweise in Terminologiedatenbanken zu finden sind.

Mit am spannendsten war aber auch der Vergleich der Prozesse im Terminologie- und Ontologiemanagement. Hier habe ich zwei exemplarische Prozesse sowie ihre jeweiligen Prozessschritte gegenübergestellt. Interessanterweise gleichen sich die Prozesse in der ersten Hälfte, wenn es um Festlegung der Domäne, von Begriffen/Klassen, Individualbegriffen/Instanzen und Relationen/Properties geht. Aber während in der Terminologie dann die Verwaltung, Kontrolle und Pflege der festgelegten Terminologie losgeht, scheint der Ontologieprozess vorbei. Das ist aber nichts schlechtes, sondern zeigt, das qualitativ hochwertige Ontologien auf einer bereits standardisierten, bereinigten und laufend gepflegten Terminologie aufbauen sollten.

 

Mein Fazit (ganz prägnant)

Da ich in meiner Masterarbeit unter anderem eine Ontologie untersucht habe, die vollständig ohne terminologischen Einfluss modelliert wurde, war es noch einmal mehr interessant, all diese (und noch mehr) Synergien ausfindig zu machen. Natürlich habe ich aber auch Abweichungen und Fehler gefunden. Meistens solche, die durch ebendieses Fehlen einer terminologischen Grundlage entstanden sind. Eine Tatsache, die mit zu meiner finalen Stellungnahme beigetragen hat:

Effizientes Terminologiemanagement inkl. einheitlicher Terminologie und Kontrolle ist unabdingbar für viele wichtige Unternehmensbereiche. Es ist aber vor allem unabdingbar für die Erstellung und Modellierung von Ontologien. Vor allem auch, da Ontologien im Idealfall die im Rahmen des Terminologiemanagements erfasste und gepflegte Terminologie weiterverwenden und mit semantischen Informationen anreichern, um sie maschinenlesbar und im Semantic Web nutzbar zu machen.

Neugierig geworden?

Eine Masterarbeit in einen Blog zu packen, ist natürlich schwer. Aber vielleicht konnte ja Ihr Interesse am Thema geweckt werden:

Sie wollen Ihre Unternehmensterminologie auf einen grünen Zweig bringen, den optimalen Terminologieprozess für sich finden und herausfinden, wie Sie in Ihrem Unternehmen von den Synergien zwischen Terminologie und Ontologie profitieren können? Kontaktieren Sie uns! Wir beraten Sie gerne und holen gemeinsam das Beste für Sie heraus.

Haben Sie Lust auf ein praktisches Beispiel? Unsere Terminologie-Expertin Jenny Seidel hält am 26. Januar um 10 Uhr ein zweites Mal ihren ausgezeichneten tekom-Vortrag „Ontologien für Millionen“. Dabei zeigt sie unter anderem, wie man effizient gepflegte Unternehmensterminologie für einen Chatbot nutzen kann. Melden Sie sich an!

Image by Alina Grubnyak on Unsplash

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