Machen die CATs, was sie wollen, oder was Sie wollen?

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Die Tool-Landschaft ist riesig und entwickelt sich rasant. Neue Versionen, neue Optionen; als Anwender müssen wir stets weiterlernen und uns auf dem Laufenden halten. Dabei hilft es, sich grundsätzliche Fragen zu stellen wie: Was ist ein CAT-Tool und warum sollte ich es einsetzen? In unserer Reihe ‚Henry fragt nach‘ beantworten wir diese Fragen.

Henry fragt nach

Henry Übersetzer möchte wissen, was ein CAT-Tool macht, was er mit dem Einsatz eines CAT-Tools gewinnen kann und worauf er achten sollte. Also im Klartext: Was sind potenzielle Effizienzgewinne beim Einsatz? Und was sind Fallstricke, die CAT-Tools ineffizient und sogar kontraproduktiv machen können.

 
 
 


Henry:
Was ist denn die Hauptfunktion eines CAT-Tools?

blc: Die Wiederverwendung existierender Übersetzungen für neue, noch unübersetzte Texte. Das geht so: Das CAT-Tool legt bestehende Übersetzungen mit den dazugehörigen Ausgangstexten in einem so genannten Übersetzungsspeicher oder Translation Memory ab (kurz TM oder Memory). Bei jedem neuen Ausgangstext prüft das Tool sein Translation Memory und lässt Dich wissen, ob du in deinem Text Sätze hast, die identisch oder ähnlich zu dem sind, was du bereits übersetzt hast.

Ein CAT-Tool schlägt bestehende Übersetzungen vor

Diese Funktion ist dann besonders nützlich , wenn du mit Texten und Themen arbeitest, die sich laufend wiederholen oder eine hohe Ähnlichkeit besitzen. Wenn beispielsweise ein bestimmtes Verwaltungsformular häufig auftaucht, musst du es nur einmal übersetzen. Mit CAT-Tools kannst Du Dir auch mehrsprachige TerminologieDatenbanken angelegen. Nach dem gleichen Prinzip wie für die Übersetzungen erkennt das Tool einen ausgangssprachlichen Term, wenn er bereits in der Datenbank angelegt ist und schlägt Dir automatisch den passenden Term in der Zielsprache vor.

Der große Vorteil: Du musst nicht raten, ob Du einen Begriff bereits übersetzt hattest und auf gut Glück in einer Excel-Datei danach suchen, sondern Du erhältst Termvorschläge automatisch im Übersetzungsprozess angezeigt.
Zusammengefasst heißt das: Mit diesen Funktionen sparst Du extrem viel Zeit – und damit Geld.

 

Henry: Das heißt, wenn ich ein Segment schon einmal übersetzt habe, brauche ich überhaupt nicht mehr drauf zu schauen, es wird gleich als Übersetzung angezeigt, richtig?

blc: Das stimmt! Aber als Übersetzer hast du die Verantwortung, deshalb sehr wichtige Aufgaben in diesem Zusammenhang: Prüfen, Anpassen und Bestätigen. Das Tool zieht bereits übersetztes Material für Deinen Text automatisch an aber Du musst prüfen, ob alles stimmt, notwendige Änderungen vornehmen und die Übersetzungen bestätigen. Es besteht immer ein Risiko, wenn du Dich blind auf die Vorschläge des CAT-Tools verlässt, auch, wenn der Ausgangssatz gleich ist. Es ist tatsächlich möglich, dass ein Satz im neuen Kontext geändert werden muss, beispielsweise wenn er ein Pronomen enthält, das sich im vorherigen Satz auf etwas Anderes bezogen hatte. Und darauf musst du achten.

Hier ist eine Anpassung nötig!

 

Henry: Ist das alles, was ich beachten muss?

blc: Nicht ganz… Es gibt noch einen Moment, wo du besonders wachsam bleiben musst: bei der Aktualisierung deines Tools. Während du in Deinem CAT-Tool mit Translation Memory arbeitest, wird jeder übersetzte Satz gespeichert. Wenn du Deinen Text im finalen Format exportierst und speicherst (z. B. Word) und in diesem Word-Dokument Änderungen vornimmst, bekommt Dein Translation Memory diese Änderungen nicht mit. Das bedeutet, wenn Du die Aktualisierungen nicht in Dein Translation Memory überträgst, kann Dein Memory veraltete oder falsche Sätze enthalten, die bei zukünftigen Übersetzungen wiederverwendet werden.

Henry: Manchmal arbeite ich für eine Übersetzungsagentur; kann ich da auch mein eigenes CAT-Tool verwenden?

blc: Natürlich kannst du das. Du sollst aber aufpassen: Agenturen geben manchmal Dokumente raus, die bereits vorübersetzte Segmente enthalten, die Du selber nicht ändern kannst. Es kann vorkommen, dass diese Segmente Fehler enthalten. Es ist wichtig, dass Du keine fehlerhaften Segmente in Dein Translation Memory speicherst, deshalb solltest Du für solche Projekte ein separates Translation Memory anlegen. Auf diese Weise bist du sicher, dass dein Translation Memory nur die geprüften und korrekten Übersetzungen enthält, die du gemacht hast, ohne die Gefahr der „Verschmutzung“ durch ein externes Translation Memory.

Henry: Vielen Dank, ich habe verstanden, dass der Einsatz eines CAT-Tools mit Translation Memory Technologie gut und sinnvoll ist- wenn man weiß, wie man damit arbeitet. Dann kann man nämlich Zeit und Geld sparen und gute Übersetzungsqualität für Kunden erzeugen.

Aber man muss höllisch auf die Qualität des Translation Memorys aufpassen. Am Ende steckt – wie sooft – der Teufel im Detail!

Geschrieben von: Mylène Kamenski

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