KI-Technologien sind dabei, zahlreiche Branchen drastisch zu verändern. Die möglichen Einsatzbereiche sind vielfältig und übertreffen schon jetzt einst kühnste Fantasien. Auch die Übersetzungsindustrie wird durch diese Entwicklungen kräftig aufgemischt. Unternehmen der Branche, ungeachtet von Größe oder fachlicher Ausrichtung, müssen sich über kurz oder lang mit dem Phänomen KI auseinandersetzen.
Angewandte KI – vielseitig wie nie zuvor
Angewandte künstliche Intelligenz (engl. applied or narrow Artificial Intelligence), kurz KI, erfuhr in den letzten Jahren einen regelrechten Boom: Der Computer soll intelligentes, menschliches Verhalten kopieren – und in vielen Aufgaben sogar übertreffen.
Dabei fasst der Oberbegriff KI mehrere abgegrenzte Teilgebiete zusammen, darunter neuronale Netze, Machine Learning, Deep Learning und Natural Language Processing (NLP). Dank Fortschritten in diesen Bereichen ist angewandte KI zunehmend in der Lage, heterogene Datenquellen heranzuziehen und Erkenntnisse daraus zu gewinnen. Auf dieser Basis kann die KI differenzierte Entscheidungen treffen sowie „lernen“. KI-Modelle können sehr flexibel für verschiedene Aufgaben trainiert werden.
Vor allem Sprachmodelle zum Verstehen natürlicher Sprache (natural language understanding) und der Textgenerierung (natural language generation) sind mittlerweile so fortgeschritten, dass Mensch-Maschine-Interaktionen reibungslos möglich sind. Erst kürzlich versetze der von OpenAI entwickelte Chatbot ChatGPT weltweit Anwender:innen in Erstaunen. Aus Prozesssicht werden Qualitätssicherung, Projektüberwachung oder auch strategische Planung bald vermehrt von KI durchdrungen sein. Dabei stehen unter anderem intelligente Datenanalyse und Entscheidungsunterstützungssysteme im Vordergrund.
KI in der Übersetzung
Auch in der Übersetzung kann KI helfen: Neuronale maschinelle Übersetzung, basierend auf neuronalen Netzen, wird mittlerweile von vielen Unternehmen eingesetzt. Übersetzungsengines können auf Kundendaten trainiert werden, um individuelle Unternehmenssprache und -stil auch bei der Übersetzung beizubehalten. Und das alles schnell, effizient und kostengünstig. Aber kann die maschinelle Übersetzung die menschlichen Übersetzer:innen ersetzen?
Fluch oder Segen?
Das Ergebnis neuronaler maschineller Übersetzung ist beeindruckend! Allerdings kann von einem vollwertigem Ersatz nicht die Rede sein. Gerade in Bereichen, bei denen exakte Sprache eine wichtige Rolle spielt, z. B. in der Fachkommunikation, ist zumindest ein menschliches Post-Editing nicht wegzudenken. Auch die Probleme des Datenschutzes bei generisch trainierten Engines und der teilweisen Intransparenz der selbst lernenden Algorithmen sind nicht kleinzureden. Die Einhaltung von gesetzlichen Datenschutzrichtlinien und die Auseinandersetzung mit Haftungsfragen sind wohl erste Schritte in die richtige Richtung. Noch wichtiger ist aber ein starkes Bewusstsein über die Verantwortung, die Menschen mit der Nutzung eines so mächtigen Instruments wie der KI übernehmen müssen.
Der Mensch ist nach wie vor als Impulsgeber und Kontrollinstanz unersetzlich – auf das Zusammenspiel von Mensch und Maschine kommt es an. Wie Emmanuel Macron schon 2018 in einem Interview gegenüber dem US-amerikanischen Magazin wired sagte:
„KI wird viele verschiedene Geschäftsmodelle verändern, es ist der nächste technologische Umbruch. Wenn wir unseren eigenen Weg, unsere Gesellschaft und Kultur verteidigen wollen, dann müssen wir ein aktiver Teil der KI-Revolution sein. Da wir Innovationen nicht blockieren wollen, ist es besser, sie direkt von Anfang an innerhalb ethischer und philosophischer Grenzen zu gestalten. KI kann die Demokratie gefährden. Algorithmen, die Entscheidungen treffen, sollten deshalb offen und transparent sein, sodass wir ihre Vorgehensweise verstehen und sicher sein können, dass sie vertrauenswürdig sind.“ (Übersetzung: it-zoom.de)
Abwarten und Tee trinken?
Während visionäre KI-Lösungen noch in den Kinderschuhen stecken, sind einige Anwendungen schon ausgereift genug für eine sinnvolle Nutzung im Übersetzungsprozess. Das sind beispielswiese prädiktive Algorithmen in Authoring-Systemen, Plugins für Maschinelle Übersetzung oder CAT-Tools zur Verbesserung der Konsistenz und Qualität. Zudem kann KI intelligente vollautomatische Workflows im Projektmanagement unterstützen oder bei der Datenauswertung in Analytics-Modulen helfen.
Wenn Ihr Unternehmen nicht den Anschluss verpassen möchte, sollte es diese Entwicklungen evaluieren und in die eigene Systemlandschaft aufnehmen.
Wir von blc haben langjährige Erfahrung mit dem Einsatz von KI in der Übersetzung. Es ist ein spannendes und vielversprechendes Terrain, zu dem wir individuelle Analysen und Umsetzungspläne liefern können.